Im Mutterleib und früher Kindheit durch tiefen Verlust traumatisiert, wuchs ich trotz glücklicher Kindheit mit geschlossenem Herzen auf. Als untypischer Teenager rebellierte ich nicht, sondern begann, mich mehr und mehr in mich zurückzuziehen, während äußerlich alles in Ordnung schien. Ich machte einen guten Abschluss und schloss eine Ausbildung ab. Kurz darauf starb meine geliebte Großmutter und meine Welt zerbrach.
Ich zog weit weg, so als konnte mich die Entfernung von meiner Trauer befreien. Ich ging 811 Kilometer auf dem Jakobsweg bis ans Ende der Welt und begriff dabei, dass ich vor gar nichts davonlaufen kann. Denn den Ort meiner Trauer, meiner Traumata, meines Schmerzes würde ich überallhin mitnehmen. Würde ich also heilen wollen, müsste ich mich mir selbst zuwenden, hinsehen und anfangen tatsächlich auch heilen zu wollen. Verantwortung übernehmen, aufhören, mich als Opfer der Umstände zu fühlen.